Niemandes Schwester
Hannah Arendt zögert, diesen Preis anzunehmen: Als ihr die Stadt Hamburg 1959 den Lessing-Preis verleiht, ruft sie erst einmal Mary McCarthy an. In einer New Yorker Bar rät ihr die Freundin und Theaterkritikerin den Preis und damit die Rolle der Versöhnerin anzunehmen, und zwar nicht wegen Lessing oder der Deutschen, sondern allein wegen sich selbst. Ihr Mann Heinrich, von dessen außerehelichen Affären alle wissen, solle Hannah gefälligst begleiten. Auf der anderen Seite des Atlantiks laufen die Vorbereitungen derweil auf Hochtouren: Hamburgs Kultursenatorin Ingeborg von der Osten gefällt sich in der Rolle der aufgeklärten Versöhnerin, glaubt, mit dem Juden Nathan den perfekten Sekretär an ihrer Seite zu haben. Nathan, nach der Flucht mit seinen Eltern aus Nazi-Deutschland in England großgeworden, soll die Preisrede schreiben. Allerdings rechnet sie nicht mit Nathans Rache und damit, dass die NS-Vergangenheit ihres Vaters sie noch einmal einholen wird. In Niemandes Schwester...
Heinz Bude
Natan Sznaider
