Pauken und Trompeten

Farquhars Komödie Der Werbeoffizier in der Bearbeitung des Berliner Ensembles
Unter Mitarbeit von Benno Besson und Elisabeth Hauptmann, Musik von Rudolf Wagner-Régeny

In der britischen Kolonie Amerika herrscht Unruhe. Die Amerikaner wollen den teuren englischen Tee nicht mehr kaufen und verweigern dem Empire die Steuern. Die so dringend benötigte Baumwolle verkauft Amerika weltweit, nur nicht nach England. Balance, ein fragwürdiger Friedensrichter im britischen Städtchen Shrewsbury, sieht die Lage so: Eine Kolonie, die plötzlich mit der ganzen Welt Handel treiben will, wo hat man so etwas gehört! Was würden Sie sagen, Sir, wenn Ihr Pächter sich plötzlich für unabhängig erklärte und die Eier anstatt zu Ihnen nunmehr in die Stadt schickte, und Sie können eingehen aus Mangel an Eiweiß?« Und dann ist da die Sache mit der »Unabhängigkeitserklärung«: Die neuen Ideen verbreiten sich »wie Krankheiten«, selbst im hinterwäldlerischen Shrewsbury. Nun hofft Balance, dass die ganze zivilisierte Welt an Englands Seite gegen die Amerikaner kämpfen werde.

Weit weg von Amerika, in der Alten Welt, im britischen Shrewsbury, spielt die Komödie des irischen Komödienautors George Farquhar, uraufgeführt 1706, die Elisabeth Hauptmann für das Berliner Ensemble entdeckte. Die Bearbeitung des Autor:innen-Trios wurde nach der Uraufführung 1955 am BE zum Kassenschlager und danach vergessen. Heute, 70 Jahre später, ist diese Antikriegskomödie eine lohnende Wiederentdeckung für die Bühne: Während in der Neuen Welt der Amerikanische Bürgerkrieg tobt, versucht Sergeant Kite, mit allen Wassern des Werbers gewaschen, im englischen Shrewsbury junge Männer für den Kriegsdienst zu rekrutieren. Gerüchte über hohe Kriegsopferzahlen kommen da ungelegen. Und die Ankunft des attraktiven Captain Plumes, der die jungen Männer für den Kriegsdienst begeistern soll, kurbelt viel eher den Heiratsmarkt an. 

Von Pauken und Trompeten, eine Kostümkomödie mit Songs und sozialkritischem Schmiss, mit markigen Typen, politisch unkorrekten, flotten Dialogen und viel List, ist nicht zuletzt eine waschechte Screwball-Comedy: Viktoria, Tochter des Friedensrichters Balance, entschließt sich, ihrem Geliebten Captain Plume inkognito in Männerkleidern in den Krieg zu folgen – da naht bereits ein Happy End.

Ein herrlicher politischer Stoff aus alten Zeiten, der das Zeug zum erneuten Kassenschlager hat. 
 

SMUGGLER
»Diese Farmer drüben kämpfen wie die Teufel. Ich fürchte allerdings, daß Sie diesem Krieg nicht auf die Beine helfen werden, indem Sie jetzt die Reihen unserer Londoner Geschäftswelt lichten, und die Lücken der Regimenter mit Bankiers auffüllen. Es ist möglich, daß wir unter diesen Umständen auf die Neue Welt verzichten.« 
(Aus: Pauken und Trompeten)

JAN KNOPF schrieb über das Stück: 
»… eine Sex-Kostüm-Komödie der besonderen Art, parallelisiert den Kampf auf dem ›Feld der Ehre‹ mit dem in den Ehebetten. In der Regie von Besson war dieses Stück einer der größten Erfolge des BE beim Publikum, während es von der Forschung kaum beachtet wurde.«
(Jan Knopf: Bertolt Brecht, Suhrkamp Basis Bibliothek, S. 117)
 

Bertolt Brecht wurde am 10. Februar 1898 in Augsburg geboren und starb am 14. August 1956 in Berlin. Von 1917 bis 1918 studierte er an der Ludwig-Maximilians-Universität München Naturwissenschaften, Medizin und Literatur. Sein Studium musste er allerdings bereits im Jahr 1918 unterbrechen, da er in einem Augsburger Lazarett als Sanitätssoldat eingesetzt wurde. Bereits während seines Studiums begann Brecht Theaterstücke zu schreiben. Ab 1922 arbeitete er als Dramaturg an den Münchener Kammerspielen. Von 1924 bis 1926 war er Regisseur an Max Reinhardts Deutschem Theater in Berlin. 1933 verließ Brecht mit seiner Familie und Freunden Berlin und flüchtete über Prag, Wien und Zürich ...
Bertolt Brecht wurde am 10. Februar 1898 in Augsburg geboren und starb am 14. August 1956 in Berlin. Von 1917 bis 1918 studierte er an der ...
Autorenfoto zu Bertolt Brecht

Stücke


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